Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser. Auf den folgenden Seiten berichte ich über „meinen Camino”, so wie ich ihn erlebt habe. Ich gebe hier einfach nur die Dinge wieder, die ich im Zusammenhang mit meinem Jakobsweg, erlebt, gefühlt oder erfahren habe. Jeder hat da sein eigenes Rezept wie er oder sie an die Sache ran geht. Vielleicht dient mein Geschreibsel dem einen oder anderen, Mann oder Frau, zur Entscheidungsfindung oder auch als kleine Hilfe für die eigene Planung. Wenn dem so ist, habe ich mein Ziel erfüllt.
Mach Dich nicht verrückt!
Es ist letztendlich alles viel einfacher als man denkt. Nur sollte man das Vorhaben nicht unterschätzen. Es ist und bleibt eine Herausforderung an den Menschen, körperlich wie seelisch, aber es ist zu schaffen.
Vorbereitung und Training
Als ich begann mich mit dem Jakobsweg zu beschäftigen, stand ich auch erst einmal vor dem „Nichts” und habe mich durch Lesen von etlichen Blogs und Webseiten dem Vorhaben genähert. Und da beginnt eigentlich auch schon die Problematik. Lesen bildet und macht schlau, das ist eine alte Weisheit, die auch die meisten Menschen kennen. Man kann sich aber damit aber auch „verückt” machen. Wie es mir zum Teil ergangen ist.
Jedes kleine Detail habe ich aufgesogen, bewertet und meine Schlüsse draus gezogen. Etliche Bücher habe ich mir gekauft und mich durch die vielen Tipps und Tricks durchgearbeitet. Letztendlich dienten sie mir mehr der Motivation, den Jakobsweg überhaupt zu gehen.
Warum habe ich mich für den Jakobsweg „Camino Francés”?
Wenn man sich auf mit dem Vorhaben, den Jakobsweg zu gehen beschäftigt taucht auch die Frage auf: Welcher Weg soll gegangen werden? Es gibt viele Jakobswege, mit dem Ziel Santigo de Compostela und der berühmteste ist nun mal der „Camino Francés”. Folglich sind auch hier die meisten Pilger unterwegs. Wer die absolute Einsamkeit liebt, sollte vielleicht darüber nachdenken, einen anderen Weg zu gehen.
Da ich nun mal noch keine Erfahrung mit so einem Vorhaben hatte, habe ich mich für den bekannteren Weg entschieden und im Nachhinein, war es für mich die richtige Entscheidung. Ich fühlte mich damit etwas sicherer auf dem bekannten Weg zu gehen als irgendwo in der Einsamkeit rum zu tapern. Wäre es zum Abbruch gekommen, so sah ich für mich, die Möglichkeit wieder nach Hause zu kommen, von diesem Weg am einfachsten.
Gut, es gibt Streckenabschnitte die etwas überlaufen sind, aber es gibt auch etliche Kilometer die man völlig alleine gehen kann. Da ich relativ zügig gegangen bin, habe ich die meisten Pulks von Pilgern „überholt”, die am jeweiligen Tag unterwegs waren. Meine Herbergen erreichte ich fast immer um die Mittagszeit. Hier kann es schon mal zu Engpässen kommen, wenn man sehr langsam unterwegs ist und erst spät an seiner gewünschten Albergue ankommt, dass diese bereits voll ist.
Mein Begleittext
Ein einziges Büchlein war mir unterwegs wirklich eine Hilfe und zwar das Buch von Raimund Joos, Spanien: Jakobsweg Camino Francés. Klar, da gibt es noch etliche andere Bücher, ich kenne aber nur dieses.
Was mir an diesem Buch gefällt, sind die kurzen Wegbeschreibungen, die ich allerdings auch nicht so oft genutzt habe, da der Camino wirklich gut ausgezeichnet ist und die Angabe der jeweiligen Kilometer zu den Städten und Dörfern. Andere Autoren benutzen die Zeitangaben zwischen den einzelnen Punkten und das ist, so finde ich, ist nicht so praktisch da jeder ein anderes Tempo läuft. Ich weiß was ich in einer Stunde schaffen kann bzw. wie schnell ich gehen kann und da ist mir eine Längenangabe viel lieber. Aber wie gesagt, ich gebe hier nur meine Meinung wieder und das kann jeder anders sehen.
Mein Training
Da ich nicht mehr arbeiten muss und somit Zeit genug habe, habe ich mir angewöhnt, jeden Tag eine Stunde zu gehen. Ich mache das immer zügig, um einen Trainingseffekt zu haben. Zu diesem Zeitpunkt, also etwa im Februar, war mir der Jakobsweg noch nicht präsent. Ich hatte zwar das Buch von Hape gelesen, aber das waren schon ein paar Jahre her.
Als ich dann die Website eines Internetbekannten Harley-Rolf – Meine Jakobswege gelesen habe und er dort von seinen Caminos berichtet, bin ich auf die Idee gekommen es auch einmal zu probieren.
Als nächstes steigerte ich meine Trainingseinheit, von täglich 7 Km auf 10 Km. Ein paar Wochen später, als es dann im März schon etwas wärmer wurde hatte ich zusätzlich meinen kleinen Rucksack, 5 – 6 Kg Gewicht gefüllt, in Form meiner D700, einigen Objektiven und ein paar Wasserflaschen.
Dann steigerte ich die Länge der Trainingsstrecke auf 20 Km und legte auch noch einmal 2 Kilo mehr in den Rucksack. Ich marschierte mit etwa 5 – 6 Km/Std. das war auf jeden Fall schneller als ich es auf dem Camino laufen würde.
Später dann, als ich mir den richtigen Rucksack (siehe Packliste) für den Camino gekauft habe, füllte ich den mit 10 Kg Gepäck und steigerte meine Trainingsetappe auf 30 Km, die ich aber nicht jeden Tag gegangen bin. So kam ich dann gegen Ende April richtig in Form und war für den Camino gut vorbereitet. Heute würde ich so ein langes Training nicht mehr machen, was mir allerdings auch nicht geschadet hatte. Das beste Training bekommt man ohnehin auf dem Jakobsweg.
Den Körper eingewöhnt
So hat sich mein Körper an das Gewicht des Rucksacks und an das Laufen langer Strecken gewöhnt. Am wichtigsten sind die Füße. Denn sie müssen einiges aushalten. Ca. 1,2 Millionen Schritte sind es etwa von Saint-Jean-Pied-De-Port bis Santiago de Compostela zu gehen.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich auch schon angefangen vor jeder Tour meine Füße mit Hirschtalk einzuschmieren, da ich nichts mehr fürchte auf so einem Weg, als Blasen. Und Leute, ich habe Menschen mit Blasen an den Füssen gesehen, da bekomme ich noch heute eine Gänsehaut. Um es kurz zu sagen, ich hatte nicht eine Blase!
Das Material
Ein paar Worte zum Material. Das Wichtigste aus meiner Sicht, sind auf jeden Fall gute Schuhe und die sollten schon gut eingelaufen sein. Ich habe meine Schuhe immer schon bei den Trainingsläufen getragen. Welche Schuhe da die Besten sind, ist auch wieder individuell zu entscheiden. Da meine Füße nicht allzu gut sind, habe ich mich für festes Schuhwerk entschieden, da auch meine Einlagen darin am besten liegen.
Meine Bekleidung bestand aus funktionellen Materialien. Die sind zwar recht teuer, erfüllen aber ihren Zweck hervorragend. Die Bekleidung ist leicht, lässt sich gut waschen und trocknet sehr schnell. Was ich da so alles mitgenommen habe, kann auf der Packliste nachgeschaut werden.